6.1.6. Verschmelzungen Demonstrativpronomen


Die Demonstrativpronomen hatten wir noch nicht, aber das ist einfach. Machen wir mit einem Aufwasch. Darstellung der Demonstrativpronomen und Verschmelzung. (Dann hat sich das im übrigen mit den Verschmelzungen. Anschließend fassen wir alle Arten von Verschmelzungen nochmal zusammen.)

Klären wir mal, was Demonstrativpronomen überhaupt sind. Der Begriff Demonstrativpronomen setzte sich zusammen aus dem Lateinischen demostrare, was hinweisen, zeigen auf, bedeutet, und Pronomen, wobei ein Pronomen etwas ist, was stellvertretend für etwas anderes steht. Ein ähnliche Idee bringt die deutsche Bezeichnung hinweisende Fürwörter zum Ausdruck. Beide Bestandteile sind irreführend, bzw. falsch. Fangen wir mal mit dem demonstrare bzw. mit dem hinweisend an.

Es ist zwar richtig, dass EINE Funktion der Demonstrativa die Hinweisfunktion ist, fraglich ist aber, ob es besonders intelligent ist, wenn die Bezeichnung eine eher irrelevante Funktion in den Vordergrund rückt. Diskutieren zwei Mädchen über das Outfit für den nächsten Disco Besuch und die Garderobe liegt ausgebreitet auf dem Bett, dann kann mit das bzw. dieses auf die Kleider Bezug genommen werden.

A: Soll ich das Kleid anziehen?
B: Welches? Das?
A: Nein, dieses.

In dieser Hinweisfunktion sind die Demonstrativpronomen der, die, das weit üblicher als dieser, diese, diese. Soll mit dem Ausdruck hinweisend, hinweisendes Fürwort, mehr als eine bloße Stellvertertenderfunktion gemeint sein, was angenommen werden muss, denn andernfalls wären auch Personalpronomen hinweisende Fürwörter, dann setzt der Begriff eine Situation voraus, bei der das referenzierte Objekt sichtbar ist. Das ist aber nicht die maßgebliche Funktion und insbesondere nicht die Funktion, die die Unterschiede zwischen den verschiedenen Demonstrativa, dieser Begriff ist günstiger als der Begriff Demononstrativpronomen, wie wir gleich sehen werden, verdeutlicht.

Der Unterschied zwischen der, die,das bzw. dieser, diese, dieses lässt sich im Deutschen über die Hinweisfunktion nicht erklären, weil es bezüglich der Hinweisfunktion, im Unterschied zu den romanischen Sprachen, keinen Unterschied zwischen räumlicher Nähe bzw. Ferne gibt. Wer an der Käsetheke einen namenlosen Käse kaufen will, kann der Verkäuferin mitteilen, dass er den da will oder diesen. Mit ein bisschen rumprobieren, "nein, den rechts, ja, aber den der weiter unten liegt, ja, der in der Holzschachtel, genau, diesen will ich", klappt das dann. Räumliche Nähe zum Sprecher oder Angesprochenen spielt hier, im Gegensatz zu den romanischen Sprachen, keine Rolle.

Des weiteren werden die Demonstrativpronomen auch verwendet in Bezug auf die Zeiten und Zeiten sind vom Sprecher so weit oder so nah wie beim Angesprochenen. Wenn der A dem B mitteilt, dass er diese Woche nach Lissabon fährt, dann ist diese Woche von beiden gleich weit entfernt und die Hinweisfunktion fehlt völlig.

Wer als entscheidende Funktion der Demonstrativa die Hinweisfunktion animmt, der geht auch davon aus, das sich der, die, das bzw. dieser, diese, dieses bzw. jener, jene, jenes nur durch die räumliche Nähe vom Sprecher unterscheiden. So lesen wir das in allen Grammatiken, was, unter dieser Annahme, logisch ist. Wird bei Demonstrativa von einer Sichtbarkeit ausgegangen, dann macht das Kriterium der räumlichen Nähe bzw. räumliche Ferne zum Sprecher, vor allem in den romanischen Sprachen, Sinn. Bezüglich der Hinweisfunktion unterscheiden diese Sprachen tatsächlich zwischen räumlicher Nähe bzw. Ferne, allerdings ist die Hinweisfunktion auch in den romanischen Sprachen nicht die entscheidende Funktion.

Da Menschen nun mal dazu neigen voneinander abzuschreiben, werden die Demonstrativpronomen auch in der romanischen Welt über die Hinweisfunktion definiert. Wir finden also so gefühlte 100 Tausend Mal dieselbe Definition im Netz. Die Aussage an sich ist nicht falsch. Das Problem ist, die Hinweisfunktion ist nur eine Funktion der Demonstrativa ist und mitnichten die wichtigste. In einem Satz wie "Das kommt mir merkwürdig vor" hat das Demonstrativpronomen das keine Hinweisfunktion im oben beschriebenen Sinne. Das steht für einen Sinnzusammenhang. Diese Funktion, andere werden wir noch nennen, ist weit bedeutender, als die Hinweisfunktion. Wir kommen gleich darauf zurück.

Auch der zweite Bestandteil des Wortes Demonstrativpronomen ist problematisch, wenn damit auch adjektivische Demonstrativa gemeint sind, was meistens der Fall ist. In einem Satz wie "Diesen Kaffee mag ich nicht" ist diesen kein Pronomen. Pronomen haben eine Stellvertreterfunktion, stehen für etwas. In dem genannten Satz ist diesen aber ein Adjektiv, dass die Singularität eines Elementes einer Gruppe betont. Es besteht ein himmelweiter Unterschied zwischen "Diesen Kaffee mag ich nicht" und "Kaffee mag ich nicht". Das adjektivische diesen tut das, was Adjektive nun mal tun. Es weist dem Substantiv, auf das es sich bezieht, eine Eigenschaft zu, vertritt dieses aber nicht. Wenn wir das Adjektiv meinen, werden wir in Zukunft von adjektivischen Demonstrativa sprechen und wenn wir Pronomen meinen, von Demonstrativpronomen.

Romanische Sprachen unterscheiden bzgl. der Hinweisfunktion drei Situationen. Besteht eine Nähe zum Sprechenden wird im Portugiesischen este / esta / estes / estas verwendet. Besteht eine Nähe zum Angesprochenen, wird esse / essa / esses / essa verwendet. Bei großer Distanz sowohl zum Sprecher wie zum Angesprochenen wird aquele / aquela / aqueles / aquelas verwendet. Diese Formen können sowohl adjektivisch wie auch pronominal verwendet werden.

Zu diesen Formen gibt es noch ein Neutrum: isto, isso, aquilo. Das Neutrum ist natürlich immer ein Pronomen und vertritt einen Sachverhalt. Es entspricht dem Deutschen das bzw. es. Da sich das neutrale Pronomen auf einen abstrakten Sinnzusammenhang bezieht, macht das Kriterium Nähe hier keinen Sinn mehr, da die Hinweisfunktion im oben definierten Sinn, hier nicht vorliegen kann.

Beispiel für Referenzierung eines Sinnzusammenhanges:
A: Mein Geldbeutel wurde geklaut.
B: Das ist schlecht.


Isto, isso, aquilo entsprechen also alle drei dem deutschen das, es und was. Wir müssten jetzt nur noch wissen, worin sich eigentlich das, es und was unterscheiden, dann wäre es perfekt. Wir kommen gleich darauf zurück.

Im folgenden werden die Formen tabellarisch zusammengefasst. Wir übersetzen mit dieser, diese, dieses etc.., könnten aber genau so gut mit der, die, das etc. übersetzen. Angeführt ist im Deutschen nur der Nominativ. Da die Fälle im Portugiesischen über Präpositionen markiert sind, bzw. schlicht gar nicht markiert sind und sich aus der Position im Satz ergeben (Akkusativ), brauchen wir über die Fälle im Portugiesischen auch nicht weiter nachdenken.

maskulin Singularfeminin Singularmaskulin Pluralfeminin Plural sächlich (immer Pronomen)
Nähe zum Sprecherestedieserestadieseestesdieseestas dieseistowas
Nähe zum Angesprochenenessedieseressadieseessesdieseessasdieseissowas
Große Distanz zu beiden aquelejeneraquelajeneaquelesjeneaquelasjeneaquilowas


Üblicherweise, siehe oben, werden die Unterschiede zwischen den drei Systemen, este, esse, aquel mit der Nähe zum Sprecher bzw. Angesprochenen erklärt. Ob das im Sprachgebrauch tatsächlich so stattfindet, lassen wir jetzt einfach mal dahingestellt. Besonders kritisch wird diese Aussage, wenn nicht nur auf die räumliche Nähe, sondern auch auf die zeitliche Nähe abgestellt wird, denn die zeitliche Nähe ist für den Sprecher und den Angesprochenen die gleiche.

Die zeitliche Nähe spielt zwar eine Rolle, wird aber 1. im Deutschen meist nicht durch Demonstrativpronomen zum Ausdruck gebracht und 2. spielt die Nähe zum Sprecher bzw. Angesprochenen keine Rolle. "Jene Nacht" bzw. "jenen Zeiten" hat kein Demostrativpronomen, das eine größere zeitliche Nähe ausdrücken kann. Es wird schlicht ganz anders konstruiert.

Heute Nacht ist Halbmond und kein Wolf heult.
In jener Nacht war Vollmond und die Wölfe heulten.
Heutzutage heulen Wölfe höchstens noch im Zoo.
In jenen Zeiten heulten die Wölfe überall.

Bei einer größeren Nähe, heißt es z.B. heute Nacht, aber nicht diese Nacht. Es heißt auch nicht in diesen Zeiten, sondern heutzutage.

Für die romanischen Sprachen kann man allerdings festhalten, dass bei zeitlicher Nähe zum Sprechzeitpunkt este, esta, estes, estas verwendet wird, bei zeitlicher Ferne esse, essa, esses, essas. Die Verbindung von este, esta, estes, estas mit einer Vergangenheitszeit wird sich also tatächlich "beißen". Mit der zeitlichen Nähe zum Sprecher bzw. Angesprochenen allerdings hat das nichts zu tun. Selbst wenn jemand einen Brief schreibt und ein Ereignis zeitlich näher bei ihm liegt als beim Empfänger des Briefes, der den Brief drei Monate später erhalten wird, wird er kaum prophylaktisch esse oder aquele verwenden.

Bezüglich der räumlich Nähe kann zwischen Nähe zum Angesprochenen und zum Sprecher unterschieden werden. Bezüglich zeitlicher Nähe allerdings macht das Kriterium allerdings keinen Sinn. Ein Zeitraum kann zwar fern oder nah sein, ist aber immer vom Sprecher so weit entfernt wie vom Angesprochenen.

nah zum Sprechzeitpunkt: Esta tarde irei ao supermercado.
Diesen Nachmittag ich werde gehen zu dem Supermarkt.
Ich werde heute nachmittag zum Supermarkt gehen.

weiter weg vom Sprechzeitpunkt: Essa noite dormi mal, tive pesadelos.
Diese Nacht schlief schlecht, hatte Alpträume.
In dieser Nacht habe ich schlecht geschlafen, ich hatte Alpträume.

sehr weit weg vom Sprechzeitpunkt: Naquele tempo os jovens de famílias ricas iam estudar na França.
In jenen Zeiten, die Jugendlichen von Familien reich gingen studieren nach Frankreich.
In jenen Zeiten gingen die Kinder der wohlhabenden Familien zum Studium nach Frankreich.


Strittiger ist, ob im Sprachgebrauch tatsächlich die Nähe zum Sprecher bzw. zum Angesprochenen ein stabiles Kriterium ist, aber das lassen wir jetzt einfach auf sich beruhen. Besonders wichtig ist es ohnehin nicht. Die Beispiele in der folgenden Tabelle sind extrem. In solchen Fällen spielt dann die Nähe tatsächlich eine Rolle. Wer nachprüfen will, ob die Grammatiken den tatsächlichen Sprachgebrauch beschreiben, kann ja este, esse, aquele und irgendein portugiesisches Wort in google eingeben. Er wird auf Hundertausende von Sätzen stoßen, auch von qualifizierten Muttersprachlern, wo die Verwendung von este, esse, aquele ziemlich "freihändig" ist.

este, esta, estes, estas bei räumlicher Nähe zum Sprecher
Este relógio que eu estou usando pertenceu ao meu avô.
Diese Uhr die ich bin nutzend gehörte zu dem meinem Opa.
Die Uhr, die ich gerade trage, gehörte meinem Opa.
Der Satz suggeriert, dass er sie zur Zeit des Sprechaktes am Handgelenk trägt. Dann wäre die Uhr tatsächlich in seiner Nähe.

esse, essa, essses, essas bei räumlicher Nähe zum Angesprochenen
Me alcance essa revista que está perto de você.
Mir reich diese Zeitschrift die ist nah bei dir.
Kannst du mir die Zeitschrift reichen, die neben dir liegt.
Der Satz verweist expressis verbis auf die Tatsache, dass die Zeitschrift neben ihm liegt.

aquele, aquela, aqueles, aquelas bei räumlicher Entfernung
Aquelas casas que foram tombadas precisam de uma restauração.
Jene Häuser die wurden zerstört brauchen von einer Renovierung.
Die Häuser, die zerstört worden sind, müssen wieder Instand gesetzt werden.
Wenn es die Häuser gar nicht mehr gibt, dann sind sie vom Sprecher und Angesprochenen weit entfernt.


Die Demonstrativa este und esse werden mit den Präpositionen de und em verschmolzen. Das gilt sowohl für die Demonstrativpronomen, die adjektivischen Demonstrativa und für die sächlichen Demonstrativpronomen isto, isso und aquilo. Das Demonstrativum aquele wird zusätzlich noch mit der Präposition a verbunden. Es ergibt sich dann folgendes Bild.

Präpositionmask. Singularfem. Singularmask.Pluralfem.SingularPronom Neutrum
dedestedestadestes destas disto
dessedessadessesdessas disso
daqueledaqueladaquelesdaquelas daquilo
emnestenestanestesnestas nisto
nessenessanessesnessas nisso
naquelenaquelanaqueles naquelas naquilo
ààquele àquela àqueles àquelas àquilo


Räumliche bzw. zeitliche Distanz ist ein Kriterium, das, auch wenn die Verwendung schwankt, durch welches sich die drei adjektivischen Demontrativa bzw. die drei Demonstrativpronomen im Portugiesischen voneinander unterscheiden. Bezüglich der adjektivischen Demonstrativpronomen kommt aber noch ein weiteres Kriterium hinzu.

Sie konkurrieren nämlich mit dem schlichten Artikel o. Die adjektivischen Demonstrativa stellen auf die Singularität eines Elementes einer Gruppe ab. Das ist vor allem dann entscheidend, wenn eine Auswahl getroffen wird. Das ist im Deutschen nicht anders. Der schlichte Artikel, so man den nicht besonders betont, stellt nicht die Singularität eines Elementes einer Gruppe in den Vordergrund.

adjektivisches Demonstrativa im Vergleich zum bestimmten Artikel
Der Bäcker backt tolle Kuchen. => Es können sogar alle Bäcker gemeint sein.
Dieser Bäcker backt tolle Kuchen. => Ein bestimmter Bäcker backt tolle Kuchen.


Wirklich kompliziert, weniger in der Praxis, hier macht man das intuitiv richtig, als in der Theorie, sind die neutralen Demonstrativpronomen isto, isso, aquilo. Diese entsprechen dem deutschen das bzw. es. Das referenziert einen Sinnzusammenhang, eine Idee. Es kann zwar mit es konkurrieren, aber je abstrakter der Zusammenhang, der referenziert wird, desto eher wird das verwendet. Je konkreter, desto eher wird es verwendet. Allerdings ist es unmöglich, klare Kriterien zu identififzieren. Die Entscheidung für es oder das ist stark kontextabhänging.

1) A: Siehst du das Schloss da?
1 a) richtig: B: Ja, ich sehe es.
1 b) falsch: B: Ja, ich sehe das.
1 c) falsch: B: Ja, ich sehe.
1 d) falsch: B: Ja, ich sehe dieses.

2) A: Isst du das Fleisch?
2a ) richtig: B: Nein, ich esse es nicht.
2 b) möglich: B: Nein, ich esse das nicht.
2 c) falsch: B: Nein, ich esse nicht.
2 d) ungebräuclich: B:Nein, ich ess dieses nicht.

3) A: Glaubst du, dass sich die Sonne um die Erde dreht?
3 a) richtig: B: Nein, ich glaub das nicht.
3 b) möglich: B: Nein, ich glaube es nicht.
3 c) falsch: B: Nein, ich glaube nicht.
3 d) ungebräuchlich: B: Nein, ich glaube dieses nicht.

4) A: Glaubst du, er hat Recht?
4 a) möglich: B:Nein, das glaube ich nicht.
4 b) möglich: B:Nein, ich glaube es nicht.
4 c) möglich: B:Nein, ich glaube nicht.
4 d) ungebräuchlich: B:Nein, ich glaub dies nicht.

5 a) richtig: A: Was ist das?
5 b) ungebräuchlich in diesem Kontext: Was ist es?
5 c) falsch in diesem Kontext: Es ist was?
5 d) falsch in diesem Kontext: Was ist?
5 e) falsch in diesem Kontext: Das ist was?
5) B: Eine Schlange, die ein Schaf verspeist hat.


Bei 1) kann nur es stehen. In diesem Fall bezieht es sich auf das Schloss. Es ist ein schlichtes Personalpronomen dritte Person Singular Akkusativ. 1 b) ist nicht möglich und 1 c) auch nicht.

Ein Satz wie "Nein, ich esse das nicht", 2 b), kann vorkommen, man wird aber eine solche Konstruktion eher dann wählen, wenn man gar nicht weiß, was auf dem Teller liegt. 2 c) bedeutet was, allerdings was anderes. Er hat schlicht keinen Hunger.

Bei 3) würde der Autor vermuten, dass die meisten Deutsch Muttersprachler für 3 a) plädieren. 3 b) würde man wählen, wenn es sich auf einen konkreteren Sachzusammenhang bezieht. Wenn man jemand z.B. etwas tut, was man gar nicht erwartet hat, dann kann die Äußerung "Ich glaube es nicht" fallen. Die Äußerung "Glaub ich nicht" oder ähnliches kann im Alltag fallen. Dann aber als Antwort auf eine unmittelbare Frage in einem konkreten Zusammenhang. Auf eine allgemeine Frage wird man wohl eher selten so antworten.

Bei 4) ist alles möglich, aber wie gesagt, spielt der Kontext und die Betonung eine Rolle. Liegt die Betonung zum Beispiel auf dem referenzierten Sachverhalt, "Das glaube ich nicht", dann kann das nicht durch es ersetzt werden.

Es gibt noch ein Pronomen, mit dem ganze Sachzusammenänge referenziert werden, was. Damit Deutsch Muttersprachler dieser, diese, dieses als Pronomen verwenden, das einen Sachzusammenhang oder ein konkretes Substantiv referenziert, braucht es wahrscheinlich einen sehr speziellen Kontext. Bei 5) zeigen sich die Unterschiede am deutlichsten. Was verlangt eine Präzisierung, das Referenzierte ist unbekannt. b bis e bedeuten auch irgendwas, aber nichts, worauf B eine passende Antwort gibt.

Mit was wird des weiteren auf einen Sachverhalt vorgreifend oder rückgreifend Bezug genommen. Hierbei kann was auch als Relativpronomen fungieren.

Das, was er gesagt hat, ist Blödsinn.
=> Das referenziert den Sachverhalt, was ist Relativpronomen.


Wobei was auch den Sachzusammenhang referenzieren kann, wenn es durch einen Relativsatz erläutert wird.
=> Was du nicht willst, was man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.


Das deutsche Pseudosubjekt es wird gar nicht ins Portugiesische übertragen. Da in den romanischen Sprachen das Personalpronomen im Nominativ auch wegfallen kann, besteht auch keine Notwendigkeit, ein solches künstlich einzuführen, wenn es von der Natur der Sache her keines gibt. Weiter wird es verwendet, wenn der Urheber völlig unbekannt ist.

Es referenziert ein nicht existierendes Subjekt

Es ist heiß. Faz calor.


Möglich ist auch, dass es ein Subjekt gibt, aber auch dieses kann im Portugiesischen manchmal entfallen, wenn ohnehin klar ist, von was die Rede ist. Im unten stehenden Beispiel entschuldigt sich jemand für irgendwas, da aber ohnehin klar ist, für was er sich entschuldigt, kann die Referenzierung auch entfallen und abgesehen davon würde die Referenzierung mit es zur Klärung der Verhältnisse nichts beitragen. Es kann in diesem Fall auch im Deutschen entfallen. "Tut mir leid" ist genaus so hübsch wie "Es tut mir leid".

Es referenziert einen Sinnzusammenhang

(näher an der portugiesischen Konstruktion: Ich bedauere es.)

Es tut mir leid. Sinto muito.


Ist das Akkusativobjekt männlich, würde es im Portugiesischen durch das Pronomen o / os referenziert, bzw. durch a / as, wenn es weiblich ist. "Não o vejo", "Ich sehe ihn nicht". Ein Sinnzusammenhang der über eine Präposition referenziert wird, kann aber nur mit dem neutralen Demonstrativpronomen referenziert werden, also mit isto, isso, aquilo.

Es referenziert einen Sinnzusammenang als Akkusativ

Ich habe es satt. Estou farto disso.


Existiert das Subjekt, ist aber völlig unbekannt, wird im Deutschen mit es konstruiert. Mit das kann man in diesem Fall nicht konstruieren, den das bezieht sich auf etwas Konkretes. "Das klingelt an der Tür" kann etwas bedeuten, allerdings etwas, zu was man sich so richtig keinen Kontext denken kann. Es heißt "Es klingelt an der Tür". Im Deutschen besteht immer die Notwendigkeit, ein künstliches Subjekt einzuführen, auch wenn keines vorhanden ist, weil ein deutscher Satz nun mal ein Subjekt haben muss. Im Portugiesischen und allen anderen Sprachen steckt das Subjekt schon im Verb, von daher muss es nicht expressis verbis genannt werden.

Das Subjekt ist völlig unbekannt
richtig: Es klingelt an der Tür.
Tocam à porta.
falsch in diesem Kontext:Das klingelt an der Tür.
Isto toca à porta.


Weniger berühmt als die Pseudosubjekte sind die Pseudoobjekte. Auch diese werden im Portugiesischen meistens schlicht gar nicht übersetzt. Das Verb haben z.B. als Vollverb verlangt ein Akkusativobjekt. In dem Ausdruck "Ich habe es eilig" ist ein solches aber nicht vorhanden. Im Deutschen ist das auf jeden Fall höllisch kompliziert, aber das beschäftigt uns im Moment gar nicht. Im Portugiesischen ist es ziemlich klar.

Den Pronomen das, es und was, als neutrale Pronomen, entsprechen im Portugiesischen die Pronomen o, als neutrales Pronomen, und isto, isso, aquilo. Stehen sie alleine, sind sie substituierbar. Allerdings, gilt das nur, wenn ein Sinnzusammenhang referenziert wird. Ist das o bzw. este, esse, aquilo dritte Person Singular Akkusativ, dann hängt es von der Singularität ab.

o / isso als neutrale Pronomen
Não* o entendo. Das verstehe ich nicht.*
Não entendo * isso. Das verstehe ich nicht.*


* Sowohl o also auch isso beziehen sich auf einen abstrakten Sinnzusammenhang. Isso ermangelt es schon von der Natur der Sache her an Singularität. Ein neutrales Demonstrativpronomen kann sich nicht auf etwas konkretes beziehen, denn etwas Konkretes ist entweder männlich oder weiblich.

"Não o entendo" ist zweideutig. Es heißt sowohl "Ich verstehe ihn nicht" wie auch "Ich verstehe es nicht".

o / este als Pronomen dritte Person Singular maskulinum Akkusativ. Auf die Singularität kommt es an.
Queres este ou o outro?
Willst du den oder den
richtig:
Quero este.

richtig:
Ich will diesen.
falsch: Quero-o.*möglich: Ich will den.*


* Auf die Singularität kommt es an, denn es soll eine Auswahl getroffen. Es ist eine Entscheidung FÜR ein bestimmtes Element und GEGEN ein anderes Element. Im Deutschen geht sowohl diesen als auch den. Im Portugiesischen geht nur este.

o / este als Pronomen dritte Person Singular maskulinum Akkusativ. Singularität ist, in der Antwort, nicht zu betonen.
Ves este homem?

Siehst du diesen Mann?
richtig:
Sim, o vejo.

richtig:
Ja, ich sehe ihn.
falsch: Sim, este vejo. *falsch: Ja, ich sehe diesen. *


* In der Frage wird zwar auf die Singularität eines bestimmten Elementes abgestellt, aber die Antwort bezieht sich dann eben auf dieses konkrete Element. Eine Auswahl ist nicht zu treffen.

In Verbindung mit einer Präposition aber, diese Regel gilt auch dann, wenn die Übertragung ins Deutsche z.B. mit einem Pronominaladverb (dafür, damit, davon, deshalb, daran, wofür, womit, etc.) erfolgt, geht nur ein neutrales Demonstrativpronomen. (Man vergegenwärtige sich, dass in manchen der unten stehenden Beispielen das Portugiesische mit einer Präposition anschließt. In der didaktisch motivierten Hilfsübersetzung wurde auch ins Deutsche mit dieser Präposition übersetzt.) Das neutrale Pronomen o kann nicht mit einer Präposition verbunden werden.

Eu não gosto disso.
Ich nicht mag von das.
Das gefällt mir nicht.

É por isso que você não fala comigo?
Ist wegen das, dass du nicht sprichst mit mir?
Sprichst du deshalb nicht mit mir?

Os planos para isso foram feitos com minúcia.
Die Pläne für das waren gemacht mit Gründlichkeit.
Die Pläner hierfür waren sorgfältig erstellt worden.

Nunca desista daquilo que te faz sorrir.
Nie verzichte von jenem, das dich macht lachen.
Verzichte nie auf das, was dich zum lachen bringt.

Estamos trabalhando nisso.
Sind arbeitend in das.
Wir arbeiten daran.

Penso nisto e naquilo.
Denke in dies und in jenes.
Ich denke ab dies und das.




Im folgenden Beispiele mit isto, isso und aquilo. Bei den gewählten Beispielen gibt es teilweise Hinweise auf die zeitliche bzw. räumliche Nähe. Bei den meisten Sprechakten fehlt diese jedoch, so dass das Kriterium der räumlichen / zeitlichen Ferne bedeutungslos ist. Entscheidend, aus deutscher Sicht, ist die Frage, welche Pronomen den portugiesischen Pronomen entsprechen. (Anstatt este / esta, esse / essa , aquele / aquela kann auch isto, isso, aquilo stehen, wenn das Referenzierte unbestimmt ist, bzw. der Sprecher keine Lust hat, es zu spezifizieren.)

Isto aqui é para você.
Das hier ist für dich.

 

Que é isso que está ao teu lado direito?
Was ist das, was ist dort an der deiner Seite rechts?
Was ist das rechts neben dir?

 

Isto nos ajuda a compreender muitas coisas.
Dies uns hilft um verstehen viele Dinge.
Das hilft uns, viele Dinge zu verstehen.

 

Você fará isto, caso contrário, sofrerá as consequências!
Du wirst tun das, Fall entgegengesetzt, du wirst tragen die Konsequenzen.
Du machst das, andernfalls wirst du die Konsequenzen zu tragen haben.


A doença do pai é grave, e isso angustia a filha.
Die Krankheit von der Vater ist schlimm und das beunruhigt die Tochter.
Der Vater ist ernsthaft erkrankt, was die Tochter beunruhigt.

 

Isso não quer dizer nada.
Die nicht will sagen nichts.
Das sagt gar nichts.

 

Tudo isso não adianta nada.
All dies nicht voranbringt nichts.
Das bringt alles nichts.

 

Você vai comer tudo isso sozinho?
Du gehst essen all das alleine?
Isst du das alles alleine?

 

Aquilo ali é dele.
Jener dort ist von ihr.
Der da düben gehört ihr.







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